Bericht: Film „2040 – WIR RETTEN DIE WELT“

Film „2040 – WIR RETTEN DIE WELT“

Der Film „2040 – Wir retten die Welt“ wurde am Di, 09.07.2024, 19.00 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in Wittenhofen gezeigt.

Es waren 13 Zuschauer da. Die Getränke wurden von dem Kooperationspartner der Mitmach-Region Deggenhausertal, der Mosterei Kopp gespendet.

 

Timm Cebulla begrüßte um 19.00 Uhr die Zuschauer. Danach wurde der Film „2040 – Wir retten die Welt“, gezeigt, der 1,5 Std  dauerte.

Filmemacher Damon Gameau fragt sich in seinem Film „2040 – Wir retten die Welt“, welche Welt wir seiner heute vierjährigen Tochter hinterlassen werden, wie die Welt 2040 wohl aussehen könnte.

Der Film wechselt zwischen den Jahren 2019 und 2040. In den Szenen von 2019 wird die aktuelle Situation dargestellt und in den Szenen von 2040 Lösungsmöglichkeiten für diese Situation.

Gameau  ist es wichtig, dass diese Lösungen sich mit Möglichkeiten umsetzen lassen, die wir heute schon haben, aber noch zu wenig nutzen.

Der Film beginnt damit, dass Kinder befragt werden, was sie sich für die Welt wünschen. Einige der Antworten sind: „Ich wünsche mir, dass die Erde wieder sauber wird, dass keine Tiere mehr gequält werden, dass es Flugstiefel gibt.“

 

Ein paar Situationen aus dem Film und die Lösungsmöglichkeiten dazu:

Strom:

Keine Stromerzeugung mehr durch riesige Stromkonzerne, sondern selbstbestimmt von den Menschen. Dies gibt es schon heute in Dörfern in Bangladesch. Hier steht auf den meisten Hütten ein Solarpanel. Mit Hilfe einer Box können mehrere Häuser miteinander verbunden werden, so dass Strom nicht nur gespeichert, sondern auch ge- und verkauft werden kann. Dieses Mini-Netzwerk ist erweiterbar, bis das ganze Land damit durchzogen ist.

Regenerative Landwirtschaft:

Es werden keine riesigen Flächen mehr für Monokulturen verwendet, sondern nach den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft bewirtschaftet. Anstatt z.B. Tierfutter anzubauen, wäre es effektiver und natürlicher, die Tiere einfach grasen zu lassen.

Algen:

Eine andere Möglichkeit der Nahrungsversorgung wäre es, für einen Anwuchs von Algen zu sorgen. Algen sind sehr schnell wachsend und können dem Menschen auch als Nahrungsmittel dienen.

Autos:

Die Anzahl der Autos könnte durch Carsharing und selbst fahrende Autos gesenkt werden. Durch den eingesparten Parkplatz könnten in den Städten Parkanlagen und Urban Gardening entstehen.

 

Der Film bietet insgesamt interessante Ansätze und regt zum Nachdenken und zum verantwortungsbewussten Handeln an.

Nach dem Film wurden in einer Diskussionsrunde die Meinungen über den Film ausgetauscht.

       

 

Zu dem Film und der Diskussion auch ein Bericht von Timm Cebulla:

„Der Film „2040: Wir retten die Welt“ wurde vom Publikum durchaus unterschiedlich aufgenommen. Die teilweise geteilten Meinungen wurden – an diesem warmen Sommerabend im Freien auf der Dachterrasse des Feuerwehrgerätehauses, mit Blick aufs Rathaus – in einem respektvollen und konstruktiven Gesprächskreis miteinander ausgetauscht.

Eine dezentrale Stromversorgung war eine der im Film gezeigten konkreten fortschrittlichen Ideen, die es heute bereits gibt. Und zwar auf vielen kleinen Dächern in einem Dorf in Bangladesch, wo Menschen jeweils meistens nur eine Solarplatte sowie eine Batterie bei sich installiert haben. Die gewonnene Energie wird gespeichert und kann zwischen Haushalten geteilt werden. Das bringt viele Vorteile: wirtschaftlich und ökologisch macht es Sinn, dass Verbrauch und Produktion am selben Ort stattfinden. Im Vergleich zu einer zentralen Stromquelle sind Mikronetze zudem robuster bzw. resilienter bei Unwettern oder Katastrophen. Aber nicht nur das: sie sind auch demokratischer und zugänglicher für alle, es gibt keine Abhängigkeit von der Regierung oder großen Konzernen, und die Menschen sind stolz auf etwas, was ihnen selbst gehört. Der Handel bringt die Menschen zusammen. Und wo früher Kerosin verbrannt wurde, lebt es sich heute gesünder.

„Wir glauben, dass unsere nachbarschaftlichen Netze die Zukunft für Energieversorger weltweit sein können“, Gameau lässt sich von einem Mitarbeiter der Firma Solshare die Vorteile der Mikrogrids erläutern. Leider vergisst er dabei das kritische Hinterfragen, wie genau Kleinunternehmen wie Solshare sich gegen die Marktmacht globaler Energieriesen behaupten wollen. Der nächste Dokufilmabend der Mitmach-Region Deggenhausertal (am 23.07.) könnte hierauf Antworten bieten (Vandana Shiva schützt und kultiviert Saatgut und bekommt es mit der Agrarindustrie zu tun).

Dass nur 1% der Menschen weltweit von unserer derzeitigen Wirtschaftsweise profitieren, betont im Film Kate Raworth, Autorin des Buches „Donut Ökonomie“: die Form eines Donuts soll sowohl aufzeigen, dass Wirtschaft (ökologische) Grenzen hat, als auch daran erinnern, dass es derzeit ein großes Loch in der Mitte gibt (Menschen die nicht am Wohlstand teilhaben).

Das Thema Mobilität bzw. Verkehr hat ebenso eine krasse Zahl zu bieten: zwei Drittel der Fläche der Stadt Los Angeles bestehen aus Straßen und Parkplätzen! Ob Menschen vom Statussymbol auto loslassen können und ob selbstfahrende Taxis der Weg sein könnten, war die Frage…

Der Filmemacher Gameau träumt davon, was mit der frei werdenden Fläche alles gemacht werden könnte: günstiger nachhaltiger Wohnraum, Gärten, mehr Parks, und durch all das mehr Gemeinschafts-Gefühl in den Städten.

Regenerative Landwirtschaft ist im Film die Antwort auf den Verlust der Artenvielfalt sowie auf eine Boden-Degeneration, welche mehr CO-2 freisetzt als der Verkehr. Das ließe sich recht schnell umdrehen.

Daneben thematisiert der Film noch Mädchen-/Frauenförderung (selbstbestimmtes Leben und eine entsprechend andere Familienplanung), maritime Permakultur (Algen als Nahrung für Mensch und Tier), die Entfremdung des Menschen von der Natur, sowie neue Produkte und Verpackungen (abbaubar statt Plastik).

 

Im Filmgespräch kritisierten manche der Teilnehmer schon den Titel des Films. „Wir retten“ habe einen elitären Ton und den Anschein, als seien wir selbst nicht mitverantwortlich für die Lage. Wobei wir das ja alle sind (was auch der Regisseur Gameau im Flugzeug sitzend im Film selbst zugibt). Es müsse darum gehen, Verbindungen statt Blasen zu schaffen, und zwar indem wir einander zuhören (z.B. den Bauern) und jeden so sein lassen wie er ist, meinte ein Teilnehmer.

„Die Welt rettet sich selbst, die Frage ist nur, wie es uns Menschen dabei ergeht“ war außerdem eine Aussage einer anderen Teilnehmerin.

Es wurde auch über Dinge gesprochen, die im Film fehlten. So wurde über die Bedeutung von Visionen philosophiert. „Kaum jemand hat gelernt, an seine Träume zu glauben“ war eine Meinung. Jemand ergänzte, um etwas zu verändern, brauche es erstens ein Bedürfnis und zweitens eine Möglichkeit. Ein Teilnehmer fügte hinzu, dass Machtstrukturen uns Menschen oft daran hinderten, in unsere Kraft zu kommen, und dass wir Menschen oft gefangen seien in Verbindlichkeiten wie z.B. der Abzahlung eines Haus-Kredits.

Es wurde auch darauf hingewiesen, dass eine gemeinsame Vision von mehreren Akteuren ein erster wichtiger Schritt wäre, bevor man sich mit Problemen und Lösungen auseinandersetzt.

Einer Teilnehmerin war die im Film dargestellte „abge-space-te Welt mit selbstfahrenden Autos und Robotern“ so suspekt, dass ihr eine Zukunft „zu Fuß, mit Rad und Pferd“ dann lieber wäre.

Einige Teilnehmer fanden zudem die eingebauten Kinder-Statements nicht so sehr authentisch – weniger gekünstelt wäre es gewesen, wenn Stimmen von Kindern mitten in deren Alltagssituationen eingefangen worden wären.

Trotz manch angebrachter Kritik ist Damon Gameau mit seinem neuen Film etwas Wesentliches gelungen: In allgemeinverständlicher Art (durchaus auch für Schulkinder) bereitet der Australier die Umweltprobleme auf, die uns heute begleiten. Für Schulklassen gibt es online sogar Lehrmaterial: https://schulkinowoche-bw.de/2021/04/21/2040-wir-retten-die-welt/

Oliver Karolius sagte im Filmgespräch, der Film hole 80% der Menschen ab, weil er dort ansetzt, wo sie gerade stehen bzw. wo sie gerade dran sind (Stadtleben, Elektromobilität, Künstliche Intelligenz) und würde schwierige Nachhaltigkeits-Themen in guter Weise vermitteln, auch dank der Kinder, die zu Wort kommen. So gelänge es, über das Medium Film positive Zukunftsbilder zu transportieren.

Bis zur Dämmerung mit Vogelgezwitscher und mit dem Neumond am Nachthimmel diskutierten die rund 15 Anwesenden weiter. Bis die Sache „rund“ war und sich einige zur zweiten Halbzeit des EM-Halbfinal Fußballspiels auf den Weg machten.“