Philanthropie als Deckmantel für ungezügelten Kapitalismus

Vandana Shiva, Umweltaktivistin und Mitbegründerin des World Future Council, hat ein neues Buch herausgegeben: Philanthro-Kapitalismus und die Aushöhlung der Demokratie. Ein globaler Bürgerbericht über die Kontrolle von Technologie, Gesundheit und Landwirtschaft durch Konzerne.

Das Buch ist in neun Teile aufgeteilt, dabei geht es unter anderem um Biopiraterie und Patente, um Geoengineering, um Globale Landwirtschaft oder um das Sechste Massensterben. Die Mitautor:innen kommen aus Ländern wie Mexiko, Kanada und Bangladesch, aus Argentinien oder Indonesien. Sie sind naturwissenschaftlich ausgebildet, arbeiten als Rechtsanwälte, Molekularbiologen oder haben eine Professur für Umweltwissenschaften inne.

Normalerweise liest man ein Buch von vorne nach hinten. Doch hier kann ich empfehlen zunächst den neunten und letzten Teil zu lesen. Vandana Shiva schreibt im Namen von Mutter Erde und Mutter Erde erzählt, wie sie seit Tausenden von Jahren eine vielfältige Fauna und Flora hervorgebracht hat sowie ineinandergreifende perfekt funktionierende Ökosysteme. In dieser Zeit haben auch die Menschen in und mit Mutter Erde gelebt, sie geachtet und gepflegt. Doch vor ungefähr 500 Jahren begannen die Menschen sich von der Erde als immer mehr getrennt zu erleben, sie trieben zunehmend Raubbau und verletzten die planetarischen Grenzen ohne sich selbst Einhalt zu gebieten. Das Resultat kennen wir alle: Verlust der Biodiversität, Artensterben, vergiftete Gewässer, Meere voller Plastik, Degradierung und Verödung von Landschaft.

Warum diese Entwicklung – gegen besseres Wissen – auch jetzt immer noch weiter vorangetrieben wird, lässt sich in den acht vorangegangenen Teilen detailliert nachlesen. Es sind einige wenige Milliardäre, die mit ihrem Geld Einfluss nehmen auf Forschungszentren, Universitäten, auf die Entwicklung von Landwirtschaft und Nahrungsmittel. Während sie im Vordergrund viel von Nachhaltigkeit und Menschenfreundlichkeit reden, von Bekämpfung der Armut und des Hungers in der Welt, geht es ihnen hinter der Bühne um Gewinnmaximierung und Macht, um Labor Food, Gen-Technik, um die Kontrolle von Saatgut und Landwirtschaft.

Es ist ein aufrüttelndes Buch. Das Lesen lohnt sich – auch wenn es seelisch anstrengend ist. Es wird Zeit, den Vorhang aufzuziehen.

 

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