Ein Blog Beitrag von Circlewise
Geht es euch auch so, dass die Nachrichten aus aller Welt gerade in den letzten Monaten immer schwerer auszuhalten sind?
Eine ehemalige CIA-Agentin hat Hinweise dazu gegeben, wie sie selbst mit der Flut schlimmer Nachrichten umgegangen ist, als sie einen Großteil ihres Arbeitslebens damit zubrachte, genau solche Meldungen zu sammeln.
Sie beschreibt, dass verschiedene “Gefahren” damit verbunden sind, tagtäglich so viel Negatives zu erfahren:
- Gleichgültigkeit – wenn uns das Schlimme irgendwann ganz “normal” erscheint.
- Lähmung – wenn wir so überfordert und überwältigt sind, dass wir uns außerstande fühlen, irgendwas zu tun
- Endzeitstimmung – wenn jede weitere Neuigkeit uns in Alarmbereitschaft versetzt, dass bald alles vorbei sein könnte
- Depression oder Post-Traumatische Belastungsstörungen – selbst wenn wir gar nicht life dabei waren – schlimme Meldungen nur allein zu hören, genügt manchmal um beides auszulösen
- Physische Symptome – Schwindel, Kopfschmerzen, Fieberschübe, Konzentrationsschwäche, Erschöpfung usw.
Auch wenn die Versuchung vielleicht groß ist – unseren Kopf in den Sand zu stecken würde alles nur schlimmer machen.
Tatsächlich arbeiten heranwachsende Diktaturen (wie wir es gerade in den USA beobachten können) systematisch und bewusst damit, die Bevölkerung mit so vielen Negativnachrichten gleichzeitig zu überschwemmen, bis die Menschen resignieren und anfangen wegzuschauen.
Dabei werden wir gerade heute gebraucht, gerade jetzt.
Wie können wir es trotzdem schaffen, unsere seelische und geistige Gesundheit zu wahren?
1. Mitgefühl!
Wenn ich aufhöre mitzufühlen (das gilt auch für die “helfenden” Berufe, wo man tagtäglich mit viel Leid konfrontiert ist), kann das bald ein Burnout zur Folge haben.
Empathisch mit-fühlen scheint vielleicht anstrengender, doch verhindert es diese Form der tiefgehenden Erschöpfung.
Auch gegenüber den “Tätern” mitzufühlen, hilft, meine eigene seelische Gesundheit zu wahren, z.B. indem ich mich hineinversetze, wie einsam und verbittert sie sich fühlen müssen, um zu solchen Taten und Entscheidungen fähig zu sein. Lasse ich wütende Gedanken zu, stimulieren diese meinen Körper immer wieder zu heftigen Reaktionen, die meine eigene Gesundheit schwächen (z.B. meinen Blutdruck oder mein Immunsystem).
Schaffe ich es, mich auf das Mitgefühl zu fokussieren (auch der Versuch hilft schon!), kann sich mein System entspannen. Ich verdränge das Leid nicht, aber es kann mir selbst nicht schaden. Auch meine Fähigkeit, aus bestem Vermögen heraus strategische Entscheidungen zu treffen, in denen ich Konsequenzen für die Zukunft in Betracht ziehe und die meinen eigenen Werten entsprechen, ist gewahrt wenn ich es schaffe in Momenten der Wut mich ans Mitgefühl mit dem anderen zu erinnern.
Klingt schwierig? Ghandi, der mit seinem friedvollen Aktivismus Berge versetzt hat, spendet uns Trost: “Mitgefühl ist ein Muskel der kräftiger wird wenn wir ihn benutzen.”
Vor allem ist es wichtig, mir selbst Mitgefühl zu schenken, für den Schmerz und das Leid, das ich in mir fühlen kann, wenn ich mit der Situation der Welt, der Menschen, der Insekten, der Erde usw. konfrontiert bin. Alle Wesen sind ein Teil von mir und auch ich bin ein Teil allen Lebens.
Wie würdest du mit einem kleinen Kind sprechen, das sich angesichts der Neuigkeiten ängstigt und trauert? Genau diese Art von Trost und Mitgefühl kann auch dir selbst gut tun.
Besonders wirkungsvoll ist dies, wenn du dich selbst dabei berührst, also beispielsweise tröstend eine Hand auf dein Herz, deinen Bauch oder Arm legst.
Mitgefühl zu wagen braucht Mut und Tapferkeit – doch es hilft uns dabei, nicht zu verbittern, sondern unser Herz weich werden zu lassen, so dass es weiter wachsen kann.
2. Handeln!
Auf jeden Fall hilft es, etwas aktiv zu tun, um Teil der Lösung zu sein, egal wie klein die Schritte sind. So können wir Ergebnisse sehen, die aus unserem Tun erwachsen und einen Unterschied machen, anstatt uns völlig hilflos zu fühlen.
Dies kann auch das Fürsorgen für unsere Familie, unsere Gemeinschaft, die Kinder der Nachbarn oder für die wilden Blumen am Waldrand bedeuten – für alle die lebenden Wesen die direkt in unserem Umfeld sind.
Wie Gandalf aus “Herr der Ringe” es sagt: “Manche glauben dass nur große Mächte es vermögen, das Böse im Zaum zu halten. Ich habe das ganz anders erlebt: Es sind die kleinen alltäglichen guten Taten einfacher Menschen, welche die Dunkelheit in Schach halten. Kleine Taten der Nächstenliebe und Freundlichkeit.”
3. Aktive Selbstfürsorge!
Wir können nicht 24h/Tag die Welt retten. Den größten Dienst können wir dann schenken, wenn wir gut für unsere eigenen Bedürfnisse sorgen und entsprechend gut genährt und fit sind, um darüber hinaus zu geben.
Besonders wichtig sind Bewegung und Schwitzen. Stress und Angst sind Reaktionen auf überlebensbedrohliche Gefahren. Rennen und Schwitzen sind (genau wie Schütteln und Zittern) natürliche Reaktionen des Körpers, die dafür sorgen, dass unser System wieder ins Gleichgewicht finden kann, und die wir leicht auch selbst herbeiführen können (z.B. durch Sport, oder auch beim Saunieren).
Hilfreich ist es auch, bewusst zu regulieren, wann und wie ich mir schlimme Neuigkeiten anhöre.
Kann ich es vermeiden, dass ich mir schreckliche Bilder anschaue, die besonders belastend sein können, weil sie wie real erlebte Erinnerungen wirken können?
Vor allem Kinder sollten hier von uns davor beschützt werden, durch Fernsehnachrichten o.ä. traumatisiert zu werden.
Statt kurz vor dem Einschlafen oder gleich früh morgens, kann ich vielleicht vormittags, wenn ich mich wach, ausgeruht und innerlich gefestigt fühle, bewusst Zeit dafür nehmen, mich mit herausfordernden Themen zu beschäftigen.
4. Perspektiven wechseln!
Noch ist die Welt nicht untergegangen, obwohl die Geschichte schon unglaublich viel Leid gesehen hat. In der Vergangenheit sind viele Diktaturen entstanden – und wieder zerbrochen. Verbrannte Erde hat sich in fruchtbare Gärten gewandelt mit der Zeit. Die Erde verfügt über erstaunliche Selbstheilungskräfte. Das Leben will LEBEN!
Aus dem Nichts heraus ist das Universum entstanden mit all seiner Schönheit wie wir sie kennen, und mit all der Komplexität, die immer größer zu werden scheint.
Gerade aus politische Gräueln haben viele Menschen es geschafft, lebensbejahende Konsequenzen für ihr Denken und Handeln zu ziehen, und damit Raum zu erschaffen oder zu halten, für Frieden und Miteinander.
Auch gibt es neben den schlimmen Ereignissen gerade heute eine unendliche Vielzahl positiver Geschehnisse in der Welt, die viel mehr Beachtung verdienen, zu finden z.B. hier bei upworthy,com oder bei Positive News oder auf deutsch bei der Zeitschrift Oya.
5. Mit Gleichgesinnten verbinden!
Wir brauchen einander, wirklich. Die Weltlage zeigt ganz deutlich, dass es auch für die einsamsten Wölfe Zeit wird, ein Rudel zu finden.
“Weg von der Helden-Figur und hin zu einem der Menschen versammelt” nennt Zukunftsforscherin Meg Wheatley die Entwicklung, die Führungskräfte in aller Welt gerade durchmachen, wenn sie die Wirk-Kraft ihrer Arbeit stärken wollen.
Statt einem einsamen “Superman” zuzujubeln, der uns alle rettet, werden wir selbst gemeinsam mit einigen und in Kooperation mit ganz vielen auf der Welt die Zukunft lebenswert machen.
Und die Verbindung zu anderen Menschen ermöglicht es uns, im Alltag glücklicher zu sein, also auch mit mehr Gelassenheit den Härten des Lebens begegnen zu können und widerstandsfähiger gegenüber Verzweiflung, Depressionen oder Süchten zu sein.
Wir Menschen sind zutiefst soziale Wesen, und wir brauchen einander, um uns in der Welt wirklich wohl und zuhause zu fühlen, und auch um uns selbst als wirk-kräftig in unserem Tun und Sein zu erfahren.
Dazu gehört es auch, einander zuzuhören, zu bezeugen und immer wieder auch gemeinsam zu trauern.
Auch die nicht-menschlichen Lebewesen können uns als Teil ihres Beziehungsgeflechts unterstützen, indem wir unsere Verbindung zu ihnen nähren.
So kann die Verwurzelung in der Natur uns Halt schenken in Zeiten der Angst und Überforderung. Sie erwächst aus innigen Erfahrungen, die wir auch im Alltag draußen machen können, wenn wir bewusst hinschauen und hinspüren und Insekten, Bäume, Vögel und alle anderen als unsere Verwandten anerkennen.
6. Humor kultivieren – jetzt erst recht!
Mein Sohn und ich hören gerade viel dem Dalai Lama zu. Der weltliche und geistliche Führer der Tibeter beschäftigt sich intensiv mit den Missständen auf der Welt und ist doch als fröhlicher, ausgelassen heiterer Mensch bekannt. In seinem “Buch der Freude“, das aus Gesprächen zwischen ihm und Erzbischof Desmond Tutu entstanden ist, beschreibt er wie grundlegend es für unsere seelische Gesundheit ist, dem Leben in all seiner Schwierigkeit doch immer wieder mit Humor zu begegnen.
Freude und Glücklichsein sind nichts, was von außen uns geschenkt werden kann – sie wollen im Innern gefunden und bewusst kultiviert werden.
Für mich ist Humor eins der größten Geschenke, die wir unseren Kindern geben können, weil jedes kleine noch so feine Lachen oder Schmunzeln wie ein Lichtlein sein kann, das wir im Dunkeln anzünden.
Und wo ausgelassen aus tiefstem Bauch heraus gelacht wird, wird auch die größte Angst schmelzen und es wird Raum entstehen, in dem Liebe und Frieden lebendig sein können.
Damit das Leben immer weiter gehen kann!
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