Anglerlatein pauken oder Trash-Fishing üben?
Rhine-Cleanup
Wer angeln will, muss einen Fischereischein machen und sich zuvor Wissen aneignen: Allgemeine und spezielle Fischkunde, Gewässerkunde, Fischhege, Naturschutz und vieles mehr. Er muss eine Prüfung ablegen und deutlich machen, dass er sein Anglerlatein beherrscht.
Doch mittlerweile gibt es Angler, die übergehen das Ganze – nicht, weil sie das Latein nicht lernen könnten, sondern weil sie es beim Angeln nicht brauchen: Der 10-jährige Raphaël angelt mit seinem Vater in den Flüssen Frankreichs mit einem Magnet nach Schrott. Hat er mit dem Magnet Metall gefunden, kommt der Ankerhaken zum Einsatz, um die Teile an Land zu ziehen: Einmal fanden sie an einem einzigen Tag, an dem die beiden sieben Stunden lang unterwegs waren, zwölf Fahrräder, zwölf Roller, acht Trotinettes, ein Motorrad, einen Einkaufswagen …Die Müllabfuhr holt den Schrott ab, den sie ordentlich an den Straßenrand stellen. Fisch zum Mittag gibt es keinen.
Auch im Detroit-River hat sich das Vater-Sohn-Team Tom und Mark auf Trash-Fishing spezialisiert, auf das Müllfischen. Der 11-jährige Mark: „Ich mag es, wenn wir seltsame Sachen finden, die wir aus dem Fluss entfernen können ... Ich mag Müllfischen mehr als gewöhnliches Angeln.“
Reicht es aus, dass andere sich die Mühe machen, den Dreck wieder herauszufischen? Die zehn dreckigsten Flüsse der Welt transportieren jährlich 4 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere. Ein Video zeigt einen Fluss, der so viel Müll transportiert, dass er sich vor der Brücke aufstaut. Ein Bagger greift ihn mit der Baggerschaufel heraus, nur, um ihn hinter der Brücke wieder in den Fluss fallen zu lassen, der ihn fortträgt und irgendwann im Meer verteilt – irgendwo außerhalb von Europa. Doch wir brauchen nicht mit dem Finger irgendwohin zu zeigen. Auch der Rhein spült jährlich 1000 Tonnen Müll ins Meer.
Natürlich kommen die Müllsammler nicht hinterher, doch eins haben sie erreicht. Das Thema ist auf dem Tisch. 2019 haben 20000 Helfer aus 108 deutschen Städten am sogenannten Rhine-Cleanup teilgenommen. Und im Herbst 2020 kommen noch sechs Nebenflüsse hinzu: Dann werden auch die Ufer von Ruhr, Mosel, Lahn, Main, Nahe und Wiese von freiwilligen Helfer_innen gesäubert. Vielleicht sollten wir uns Kinder wie Raphaël und Mark zum Vorbild nehmen: Sie sind jung, mutig, engagiert und noch voller Hoffnung. Sie wissen es längst: Es geht um ihre Zukunft …
Wer mitmachen will beim Rhine-Cleanup am 12. September 2020 findet hier weitere Infos