Bericht: Workshop – Saatgut in eigener Hand 8.09.2021

 

Alles was je im Garten blüht und gedeiht findet seinen Ursprung stets im
Samen – Am Anfang war das Saatkorn also!

Nach der Blüte folgt bei nahezu allen Pflanzen naturgemäß die Ausreife
der vielen kleinen Samenträger und so birgte auch der Paradiesgarten in
Lellwangen zum Ende der Sommerzeit ein großes Potenzial für den Ertrag
an eigenem Saatgut, welches für die Folgejahre zu gebrauchen ist.
Wir hatten Glück, dass zum rechten Zeitpunkt eine Expertin aus der
Region in unserem Garten eine ganz standortangepasste Führung angeboten
hat.

 

Maria Schlegel von der Initiative Saatgutbildung e.V. aus Salem
unterstützte uns bereits seit dem Frühjahr der Gartensaison mit der
Jungpflanzenanzucht für die Beetflächen im Paradiesgarten. Daher war es
natürlich eine besonders große Freude sie zwischen all den mittlerweile
groß gewordenen Pflanzen an unserem Standort zu begrüßen. Gerade beim
recht gelungenen Tomatenanbau im Folientunnel zeigte sie sich positiv
überrascht wie das Wachstum bei uns fortgesetzt wurde, nachdem all die
Pflänzchen  im Jugendstadium bei ihr persönlich noch viel Aufmerksamkeit
bekommen hatten. Zu jener Kulturführung und deren Saatgewinnung wurden
dann nähere Details preisgegeben, welche Maria Schlegel mittels selbst
mitgebrachten Equipements ideal für „Anfänger“ veranschaulichte.

Im Blickfeld standen auch einige Sommersalate, welche wir absichtlich nicht
geerntet haben, sodass anhand der hochgewachsenen Blütenstände gezeigt
werden konnte wie man bei den winzigen Samenkörnern sicher gehen kann,
dass diese auch keimfähig sind. Hier lernten wir zum Beispiel dazu, dass
die Blütendolden unbedingt mit einer Art Papierhaube vor vertikalen
Regenwassereinfällen geschützt werden müssen, da sonst die Samen sehr
leicht anfangen zu schimmeln.
So verbrachten wir den sonnigen Spätsommernachmittag auf dem Gelände und
spazierten von einer Anbaufläche zur nächsten um zu erkennen wo und wie
die ausgereiften Samenstände verschiedener Gemüsekulturen gesammelt
werden.

Neben den praktischen Tipps und Hinweisen, klärte Maria Schlegel uns
zudem noch über grundlegende Fakten zum Thema Saatgutproduktion im
Erwerbsgartenbau auf. Mitunter wurden vielen von uns so noch einmal der
gravierende Unterschied zwischen sogenannten „Hybrid-“ und „samenfesten“
Sorten bewusst.
Abschließend lässt sich wohl von Glück sagen, dass wir doch sehr dankbar
sein können für regionale Samenanbauer, welche Wert auf den Erhalt
alter, samenfester Sorten legen.
Wenn sich nämlich der Trend einer sehr fragwürdigen Züchtung von
Hybrid-Sorten eines Tages durchsetzen sollte, gäbe es für uns
Kleingärtner unter Umständen nicht mehr die Möglichkeit das Saatgut aus
dem eigenen Garten zu gewinnen. Das heißt man wäre stets darauf
angewiesen, jedes einzelne Saatkorn aus einer externen Quelle zukaufen
zu müssen. Welch eine grausige Vorstellung dies nach so einem besonderen
Erlebnis im Paradiesgarten ist.

Nun werden wir wohl zunehmend mehr darauf achten, den vollständigen
Kreislauf im Garten zu wahren. Was also einst bei der Aussaat eines
Korns begann, darf zumindest zu einem kleinen Teil wiederum bei der
Gewinnung des Saatguts aufhören… Denn wo etwas zu Ende geht, wird
immer wieder etwas Neues geboren!

Valentin Wolkowa