Ein freier Bildungsort entsteht im Olivenhain

Neues Projekt auf der Insel Lesbos von Platanenblatt e.V.

Die griechisch-deutsche SoLawi “Platanenblatt” produziert ein hochwertiges, bio-dynamisches Olivenöl (Infos: www.platanenblatt.de). Alle Überschüsse aus dem Verkauf des Olivenöls werden an den gemeinnützigen Verein “Platanen­blatt e. V.” gespendet. Nun entsteht im Olivenhain auf Lesbos ein freier Bildungsort für Schüler:innen von Förderschulen.

Die heilpädagogische Talander-Schule (Wangen i.A.) starte­te mit einem Pilotprojekt. Aktuell besteht eine Kooperation mit der Raphael-Schule (Hamburg). An beiden Schulen war zu erleben, dass die Schüler:innen neben dem schulischen Lernen auch Lern- und Erfahrungsräume außerhalb der schulischen Möglichkeiten benötigen.

So entstand die Idee, den Olivengarten auf Lesbos für päd­agogische Impulse nutzbar zu machen. Die Jugendlichen können in neuem Setting ihr Selbstvertrauen stärken und abwertende Kreisläufe durchbrechen. Schüler:innen wird geholfen, sich auf eigene Kompetenzen zu konzentrieren, ihre Sicht auf vorhandene Ressourcen zu lenken und damit Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

Die Frage wurde lauter: Warum stehen diese wirkungsvollen pädagogischen Bausteine für Schüler:innen “mit Einschrän­kungen” nicht überall zur Verfügung? Und ist es nicht mög­lich, auch mit diesen Schüler:innen die Welt zu entdecken und den Zauber des Reisens einzufangen? Aus diesen Über­legungen entwickelte sich der Wunsch, eine adäquate Ant­wort für die Schüler:innen an Förderschulen zu konzipieren.

Die Jugendlichen arbeiten täglich im Olivenhain mit. Da der Schwerpunkt auf der sozio-emotionalen Entwicklung der Jugendlichen liegt, gibt es abends Reflexionsgespräche im Rahmen der ganzen Gruppe. Und auch während der Hainar­beit ergeben sich perfekte Möglichkeiten zum vertiefenden Gespräch. Vor- und Nachbereitende Gespräche sollen dazu beitragen Verhaltensänderungen nachhaltig zu festigen.

Nach der Arbeit im Hain und dem gemeinsamen Mittagessen wird die Insel erkundet: Historische Bauwerke, Kirchen und Klöster, Bergdörfer, Museen der traditionellen Olivenölher­stellung und eine moderne Ölmühle im direkten Vergleich, heiße Quellen vulkanischen Ursprungs und ein von Erdbe­ben zerstörtes Dorf (Geophysik zum Anfassen), das ehema­lige Lager Moria, dessen Überreste nach dem Großbrand die europäische Flüchtlingspolitik fühlbar machen, eine traditio­nelle Insel-Töpferei, aber auch verschiedene wunderschöne Insel-Strände bilden das abwechslungsreiche Nachmittags-programm.

Lebenspraktische Aufgaben, wie z. B. das Einkaufen für den täglichen Bedarf, das gemeinsame Zubereiten von Mahlzei­ten, das Aufräumen der eigenen Unterkunft, das ggf. nötige Waschen der eigenen Kleidung während des Aufenthalts dienen als individuelle Entwicklungsimpulse auf einer Reise, denn Eltern oder Sorgeberechtigte stehen als Problem-löser:innen nicht zur Verfügung.

Während der Projektreise findet ein lebendiger, angewand­ter Englischunterricht statt. Kleine Versuche in der Landes­sprache, aus Interesse und Freude am Erleben des Gastlan­des und um Dankbarkeit gegenüber den Gastgebenden aus­zudrücken. Alle wollten mindestens einen freundlichen Gruß sowie “Bitte” und “Danke” in der Landessprache sagen kön­nen.

Das Angebot im Freien Bildungsort auf Lesbos antwortet auf viele Fragen gleichzeitig und zeitgemäß. Mit dem Gesamt­konzept ist eine einzigartige Kombination aus Landbauprak­tikum plus Kunst- und Sprachreise, die darüber hinaus noch alte Geschichte, Naturkunde in vielfältigster Form, Zeitge­schichte und aktuelle Politik integriert, für die Oberstufe von Förderschulen entstanden.

– Ralf Randel –

Eine ausführliche Broschüre über das Projekt ist im FIU-Verlag erschienen https://fiu-verlag.com