40 Jahr MOMO
Michaels Märchen wird erwachsen
Ein kleiner Abschied und eine Einladung
Dies wird ein persönliches Mail, in dem ich Dir von meinem Weg erzählen möchte, der vor neun Jahren mit dem Film 40 Jahre Momo – Ein Märchen wird erwachsen begonnen hat.
Es ist für mich zugleich auch ein kleiner Abschied vom Projekt 40 Jahre Momo, denn Momo wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt.
Ich möchte Dir davon erzählen, welche (Zwischen-)Ergebnisse mich gerade bewegen – und ich möchte Dich in diesen beunruhigenden Zeiten dazu einladen, gemeinsam eine Schmetterlingswelt zu kreieren.Momo hat mein Leben verändert.
Heute gibt es für mich kaum eine private Begegnung, kein Projekt, welches nicht durch tiefes Zuhören geprägt ist. Unzählige Konfliktpotentiale haben sich in den vergangenen Jahren durch Langsamkeit und absichtsloses Zuhören in Wachstumsimpulse verwandelt. Zugleich erlebe ich seit Jahren immer wieder, wie unerreichbar die Ziele einer Gruppe bleiben, wenn die zwischenmenschliche Kommunikation nicht stimmt – wenn eine Gruppe ihre Wahrheit nicht in ihrer Mitte sucht oder nicht den Mut hat, langsam zu gehen, auf der Flucht vor den grauen Herren.
Mit Blick auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der letzten Jahre und Monate sehe ich außerdem die fast schon prophetische Wahrheit in Michael Endes Momo und erkenne immer wieder von neuem die unausweichliche Dringlichkeit der Veränderung unseres Geldwesens, um eine lebenswerte, friedlichere Welt zu ermöglichen.
Begonnen hat meine Reise mit der Produktion unseres kleinen Filmes und den vielen Einladungen in den Jahren nach seiner Premiere 2013. Wir hatten uns als Team schon während der Produktion im tiefen Zuhören geübt und nach der Premiere recht schnell verstanden, dass wir unseren Zuschauern über diese Form der Begegnung und Zusammenarbeit nicht nur erzählen, sondern auch die Erfahrung des tiefen Zuhörens ermöglichen wollen. So entwickelten sich die Filmvorführungen zu kleinen Zuhör-Workshops – zunächst recht naiv und unsicher, doch mit stetigem Zugewinn an Erfahrung.
Aus den Vorführungs-Workshops wurden Seminare und über die Jahre entwickelte sich das Bildungsprojekt morpheus, mit dem ich zur Zeit Projekttage und mehrwöchige Epochen an Waldorfschulen umsetze. Ich erlebe es als große Freude, jungen Erwachsenen durch Momo das heilsame Zuhören mit ungeteilter Aufmerksamkeit nahezubringen und zugleich mit Hilfe der grauen Herren die Grundlagen unseres Geldwesens zu vermitteln.
Momo war für mich im vergangenen Jahrzehnt eine wichtige Begleiterin und Lehrmeisterin. Michael Endes Buch ist in dieser Zeit nicht die einzige Erzählung auf meiner Erkenntnisreise durch die Welt des Dialoges und des Geldes geblieben, aber ich finde immer wieder zurück zu diesem aufrichtigen Märchen, das ganz am Anfang meines Weges stand.
Im Lauf der Zeit sind mir noch weitere Erzählungen begegnet, in denen ich erstaunt ähnliche Fragestellungen wahrgenommen habe, die auch Michael Ende in Momo verwoben hat.
Bis heute beeindruckt mich Suzanne Collins Tribute von Panem. Ich bin noch immer berührt von John Steinbecks Früchte des Zorns. Der Film MATRIX von den Wachowskis hat mich zu einem weiteren Workshop-Format inspiriert. Aktuell lese ich Tolkiens Herr der Ringe und vielleicht finde ich auch irgendwann noch Zeit um Goethes Faust tiefer zu durchdringen.
Aber es gibt noch ein weiteres Kinderbuch, das mich seit vielen Jahren ganz besonders inspiriert und mir Hoffnung gibt: Butterfly – a Tiny Tale of Great Transformation von Norie Huddle ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer weltweit bekannten Metapher für gesellschaftlichen Wandel geworden.
Es ist die Geschichte der Imago-Zellen, die schon im Körper der fortwährend wachsenden Raupe die Idee des Schmetterlings in sich tragen. Durch eine neue Form der Kommunikation und durch eine neue Form der Vernetzung von Imago-Gemeinschaften ermöglichen diese Zellen die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling.
Einladung zum ersten Imago-Gathering
Einer solchen Schmetterlings-Bewegung möchte ich zusammen mit einer wachsenden Gruppe von Menschen in den kommenden Jahren Kraft geben. Ein erstes Imago-Gathering werden wir im Rahmen des Konvents DialogRaumGeld Ende Mai in Augsburg veranstalten.
Zu diesem Gathering möchte ich Dich hiermit herzlich einladen.
Das Gathering ist eingebettet in verbindende und inspirierende Begegnungsräume:
Wir erleben persönliche Dialoge zum individuellen und kollektiven Geldtrauma, können in transformativem Theater von zwischenmenschlichen Geld-Problemen zu individuellen Lösungen finden und werden Utopien für eine schönere Welt imaginieren.
Im Imago-Gathering wagen wir zudem einen ersten Blick in Richtung einer möglichen Metamorphose der Gesellschaft durch zwischenmenschliche Verbindung und durch ein co-kreiertes Schmetterlingsgeld.
Gemeinsam können wir die schönere Welt erschaffen, von der unsere Herzen schon wissen, dass sie möglich ist…
Ich freue mich, wenn wir uns bei diesem Treffen persönlich begegnen können.
https://www.oliversachs.org/imago-movement